Aktuelles im Museum

Eine neue große Bereicherung der Ausstellung

 

Dachschieferfossilien aus der Sammlung Sterzel

Es war der Wunsch von Frau Dr. Renate Sterzel und auch ganz im Sinne ihres verstorbenen Mannes, dass Teile seiner Fossiliensammlung einmal öffentlich präsentiert werden. Es ist eine große Freude und Ehre für die Museumsbetreiber dieses Anliegen der Frankfurter Familie im Paläontologischen Museum Nierstein umsetzen zu können! Mit der Unterstützung des Fördervereins und dem Engagement des Sammlerfreundes und Museumsförderers Manfred Hoh aus Griesheim konnte dieses Vorhaben, Fossilien im Dachschiefer aus der Sammlung Sterzel zu präsentieren, nun realisiert werden. In einem dafür neu gestalteten Ausstellungsbereich im Museum sind jetzt in einer Vitrine und an der dahinterliegenden Ausstellungswand beeindruckende Dachschieferfossilien zu sehen.

Das Gebiet des heutigen Rheinischen Schiefergebirges lag im Devon-Zeitalter, vor etwa 390 Millionen Jahren, in einem langgestreckten Meeresbecken mit einem an Meerestieren artenreichen Bodenleben. Der in dieser Zeit am Meeresboden abgelagerte Tonschlamm versteinerte und ist als Schiefer erhalten geblieben. Er wurde in Steinbrüchen vorwiegend zur Dachdeckung abgebaut, weshalb er auch als „Dachschiefer“ bezeichnet wird. Die Schieferspalter entdeckten bei ihrer Arbeit hin und wieder versteinerte Meerestiere, die sie für interessierte Sammler und Wissenschaftler zur Seite legten. Die neu in der Ausstellung präsentierte Fülle von verschiedenartigen fossilen Meeresbewohnern aus den Dachschiefern des Hunsrücks und Taunus wurde von Herrn Prof. Dr. Walter Sterzel († 2014), Professor für Anorganische Chemie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, zusammengetragen und sorgfältig präpariert. Dazu zählen zum Beispiel versteinerte Seelilien, Seesterne, Schlangensterne und Krebstiere. Mit dem Namen “Chotecops sterzeli” für eine Trilobiten-Art wurde der begeisterte Naturwissenschaftler und Fossiliensammler in der Welt der Wissenschaft verewigt. Zwei stattliche Exemplare von “Chotecops sterzeli” sind in der neu gestalteten Vitrine präsentiert.

Herzlichen Dank an Familie Sterzel für die Überlassung dieser Dachschieferfossilien und an alle, die zu dieser faszinierenden Ausstellungsvitrine beigetragen haben.

Harald Stapf

Nierstein, im Dezember 2023

Vitrine1

 

 

Messel-Fossilien aus der Sammlung von Hans-Josef Krath

Ende der 60er Jahre lernte Arnulf Stapf (der Gründer des Paläontologischen Museums in Nierstein) bei der Fossiliensuche in einer rheinhessischen Sandgrube den begeisterten Fossiliensammler und begnadeten Künstler Hans-Josef Krath aus Köln kennen. „Hanjo“, so sein Kurzname, interessierte sich, wie Arnulf, für die Vielfalt der Fossilien aus allen Erdzeitaltern. Mit einigen Treffen und gemeinsamen Exkursionen entwickelte sich zwischen den beiden Idealisten eine enge Freundschaft. Als Arnulf damit begann, die ersten Vitrinen in der Ausstellung des Museums zu bestücken, war es Hanjo, der diese Exponate im wahrsten Sinne des Wortes in den Vitrinen zurechtrückte, um die Präsentation für den Betrachter angenehmer und interessanter zu gestalten. Seine gestalterischen Kriterien sind seitdem maßgebend für die Ausstellung im Niersteiner Museum.

Anfang der 70er Jahre unternahm Hanjo mehrere Exkursionen in die Grube Messel bei Darmstadt. Arnulf war nur wenige Male in dieser Grube, denn gerade in diesem Zeitraum, in dem es für Fossiliensammler unproblematisch war, dort nach Fossilien zu suchen, war er in seiner Freizeit mit dem Aufbau des Museums beschäftigt, das im September 1973 eröffnet wurde. Im Nachhinein betrachtet, war dieses Zeitfenster für Fossiliensammler in der Grube Messel nur von kurzer Dauer. Hanjo nutzte diese Chance und die Funde, die er dort machte, waren beachtlich, wie zum Beispiel über einen halben Meter lange Fische.

Diese Tiere wurden in der Tertiärzeit vor etwa 50 Millionen Jahren auf dem lebensfeindlichen schlammigen Boden eines Maar-Sees abgelagert, dort mit neuem Sediment zugedeckt und dadurch konserviert. Da der zu Ölschiefer gewordene Schlamm an der Luft rasch in kleine Scherben zerfällt, wurde, um diese Funde zu erhalten, Kunstharz auf die Ölschieferplatten aufgetragen. Die Fossilien wurden dadurch mit dem Harz getränkt und stabilisiert. In den Ölschiefer drang es nicht ein, so dass nur die fossilen Reste mit der Kunstharzschicht fest verbunden blieben. Auf diese Weise sind die Fossilien vom Ölschiefer auf Kunstharz „umgebettet“ worden. Damals war es noch üblich, das Harz schwarz einzufärben, um es wie dunklen Ölschiefer erscheinen zu lassen.

Der jahrzehntelange Wegbegleiter des Niersteiner Museums, Hans-Josef Krath, verstarb im Jahr 2022 im Alter von 79 Jahren. Sein Wunsch war, dass die besten Stücke seiner „Messel-Sammlung“ einmal in Nierstein verbleiben sollen. Dies waren nicht die ersten Funde von Hanjo, die nach Nierstein gelangten, denn ihr Leben lang haben sich Arnulf und Hanjo gegenseitig mit Fossilien Freude bereitet!

In Teamarbeit haben Freunde inzwischen eine „Messel-Vitrine“ im Museum realisiert. Thomas Esswein übernahm die anfallenden Malerarbeiten, Detlef Uebersohn war bei allen Arbeiten mit Rat und Tat zur Stelle und Manfred Hoh war es, der den notwendigen Schwung gab, um dieses Projekt überhaupt in Gang zu bringen. Außerdem plante er nicht nur die notwendigen technischen Arbeiten für diese Ausstellung, sondern führte sie auch durch, wie z.B. die individuelle Anfertigung der Halterungen für die einzelnen Exponate. Der Förderverein trug seinen Teil dazu bei indem er die anfallenden Materialkosten dafür übernahm. Mittlerweile wurde die neu bestückte Vitrine schon von vielen Besuchern bewundert.

Ich bin mir sicher, dass unser Sammlerfreund Hanjo auch Freude daran hätte, seine Funde aus der Grube Messel an ihrem jetzigen Platz zu sehen.

Danke, lieber Hanjo!

Harald Stapf (Fossiliensammler u. Leiter des Museums), Nierstein, April 2023