Das Museum und die Wissenschaft

Das Bestreben von Arnulf Stapf war es von Beginn an, seine Fossiliensammlung sowohl der Öffentlichkeit in einem Museum zu präsentieren als auch der Wissenschaft zugänglich zu machen. Bereits im Jahr 1962 wurden einige seiner Funde in der Zeitschrift der Rheinischen Naturforschenden Gesellschaft veröffentlicht.1965 wurde ein Teil seiner Sammlung in der Niersteiner Volksschule erstmals öffentlich gezeigt. Durch die persönliche Kontaktaufnahme mit Paläontologen der Universität Mainz und des Senckenberg-Museums in Frankfurt wurde die Sammlung des Niersteiner Fossiliensammlers allmählich auch in Fachkreisen bekannt. Mit einigen der Paläontologen kam es zur engeren Zusammenarbeit und mit einigen wenigen entwickelten sich daraus sogar wahre Freundschaften, die ein Leben lang halten sollten.

Aus dem Bericht in der ersten Spalte dieser Seite (der Allgemeinen Zeitung vom 17. November 1973) ist zu entnehmen, dass der Schirmherr des Museums, Professor Heinz Tobien (damaliger Direktor des Paläontologischen Instituts der Universität Mainz), Arnulf Stapf für seine Kontaktsuche mit der Wissenschaft lobte.

Aus dem Bericht in der ersten Spalte dieser Seite (der Allgemeinen Zeitung vom 17. November 1973) ist zu entnehmen, dass der Schirmherr des Museums, Professor Heinz Tobien (damaliger Direktor des Paläontologischen Instituts der Universität Mainz), Arnulf Stapf für seine Kontaktsuche mit der Wissenschaft lobte.

Wissenschaftler

Bei einem stetigen Wachstum der Fossiliensammlung nahm auch die Anzahl der wissenschaftlich interessanten Stücke zu, die immer mehr Paläontologen nach Nierstein führten. Bis zum heutigen Tage haben sich über 50 Wissenschaftler aus dem In- und Ausland mit Fossilien aus dem Niersteiner Museum befasst:

  • Dr. Manuela Aiglstorfer, Eberhard Karls Universität Tübingen (tertiäre Hirschgeweihe)
  • Dr. Viktor Baranov, Ludwig-Maximilians Universität München (permisches Insekt, in Arbeit)
  • Prof. Dr. Manfred Barthel, Museum für Naturkunde Berlin (permische Pflanzen)
  • Dr. Constanze Bickelmann, Museum für Naturkunde Berlin (permische Amphibien)
  • Dr. Russell Bicknell, University of New England, Australien (jurassischer Pfeilschwanzkrebs)
  • Prof. Dr. Madelaine Böhme, Eberhard Karls Universität Tübingen (tertiäre Hirschgeweihe)
  • Prof. Dr. Jürgen Boy, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (permische Amphibien)
  • Dr. Simon J. Braddy,Universität Bristol, England (permische Gliederfüßer-Spuren)
  • Dr. Genaro Castillo, Universität Alberta, Kanada (permische Pflanzen)
  • Dr. Robert B. Davis, Universität Bristol, England (permische Gliederfüßer-Spuren)
  • Prof. Dr. George Demathieu, Universität Dijon, Frankreich (triassische Dinosaurierspur)
  • Dr. Jürgen Fichter, Naturkundemuseum Kassel (permische Saurierspuren)
  • Prof. Dr. Nadia Fröbisch, Museum für Naturkunde Berlin (permische Amphibien)
  • Dr. Matthias C. Grimm, UDL Dr. Grimm Umweltdienstleistungen, Mainz (tertiäre Muschel-Bohrspuren)
  • Dr. Jean Gaudant, Universität Paris, Frankreich (tertiäre Fische)
  • Prof. Dr. Hartmut Haubold, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (permische Saurierspuren)
  • Dr. Carolin Haug, Ludwig-Maximilians-Universität München (permisches Insekt, in Arbeit)
  • Prof. Dr. Joachim Haug, Ludwig-Maximilians-Universität München (permisches Insekt, in Arbeit)
  • Dipl. Biol. Andreas Hecker, Jura Museum Eichstätt (jurassischer Pfeilschwanzkrebs)
  • Dr. Alexander Heyng, amh-Geo Aham (jurassischer Pfeilschwanzkrebs)
  • Dr. Thomas Hörnschemeyer, Georg-August-Universität Göttingen (permische Insekten)
  • Prof. Dr. Hans Kerp, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (permische Pflanzen)
  • Prof. Dr. Ragnar Kinzelbach, Technische Hochschule Darmstadt (permische Eintagsfliege)
  • Dr. Ottmar Kullmer, Forschungsinstitut Senckenberg, Frankfurt (tertiäre Hirschgeweihe)
  • Dr. Sunia Lausberg, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (permische Pflanzen)
  • Rabea Lillich, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (permische Amphibien)
  • Dr. Herbert Lutz, Technische Hochschule Darmstadt (permische Eintagsfliege)
  • Dr. Heinz Malz, Forschungsinstitut Senckenberg, Frankfurt (permische Amphibien und Pfeilschwanzkrebse, tertiäre Fische und Libellen)
  • Dr. Dirk Meckert, Universität Vancouver, Kanada (permische Amphibien)
  • Dr. Nic Minter, Universität Bristol, England (permische Gliederfüßer-Spuren)
  • Dr. Otto Neuffer, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (tertiäre Muscheln)
  • Robert Noll, Tiefenthal (permische Pflanzen)
  • Dr. Ruud Poort, Universität Utrecht, Niederlande ( permische Pflanzen)
  • Markus Poschmann, Landesamt für Denkmalpflege, Mainz (permische Pfeilschwanzkrebse)
  • Manfred Raisch, Kaiserslautern (tertiäre Haifischzähne)
  • Prof. Dr. Bettina Reichenbacher, Ludwig-Maximilians-Universität München (tertiäre Fische)
  • Dr. Thomas Reinecke, Bochum (tertiäre Haifischzähne)
  • Prof. Dr. Ronny Rößler, Naturkundemuseum Chemnitz (permische Pflanzen)
  • Dr. Thomas Schindler, Landesamt für Denkmalpflege Mainz (permische Fische)
  • Beatrix Spahn, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (permische Fische)
  • Dipl. Geol. Alexander R. Streb, Hochheim am Main (tertiäre Muschel-Bohrspuren)
  • Dr. Henri Swinkels, Universität Utrecht, Niederlande (permische Pflanzen)
  • Prof. Dr. Dieter Uhl, Forschungsinstitut Senckenberg, Frankfurt (permische Pflanzen)
  • Dr. Rudy Verwer, Universität Utrecht, Niederlande (permische Pflanzen)
  • Dr. Sebastian Voigt, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (permische Saurierspuren)
  • Dr. Manja Voss, Museum für Naturkunde Berlin (tertiäre Seekuhknochen)
  • Dr. Torsten Wappler, Hessisches Landesmuseum Darmstadt (permisches Insekt, in Arbeit)
  • Dr. Ralf Werneburg, Naturhistorisches Museum Schleusingen (permische Amphibien)
  • Prof. Dr. Rainer Willmann, Georg-August-Universität Göttingen (permische Insekten, z.T. in Arbeit)
  • Dr. Florian Witzmann, Museum für Naturkunde Berlin (permische Amphibien)
  • Dr. Peter Zügel, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (tertiäre Krebs-Grabgänge)

Wissenschaftliche „Highlights“

Von den oben genannten Wissenschaftlern wurden im Laufe der Zeit über 200 Fossilien aus der Sammlung Stapf in der Fachliteratur veröffentlicht, darunter auch zehn Holotypen (als Holotyp wird das Exemplar bezeichnet, das in der Beschreibung einer neuen Art von dem Autor als namenstragendes und maßgebendes Einzelstück festgelegt wurde). Neben den Holotypen zählen auch Paratypen zu den wissenschaftlich wertvollen Fossilien – das sind ausgewählte Exemplare, die für die Beschreibung einer neuen Art zusätzlich zum Holotyp herangezogen werden können.

Literaturangaben zu den im Paläontologischen Museum Nierstein aufbewahrten Holotypen:

  • NEUFFER, F. O. (1973): Die Bivalven des unteren Meeressandes (Rupelium) im Mainzer Becken.- Abh. Hess. L.-Amt Bodenforsch. Heft 68: S. 35: Wiesbaden.
    (darin beschrieben: Holotyp von Chlamys stapfi )
  • KINZELBACH, R. & LUTZ, H. (1984): Eine neue Eintagsfliege Misthodotes stapfi n. sp. Aus dem Rotliegenden des Nahe-Gebietes (Ephemeroptera: Permoplecoptera: Misthodotidae). –Paläontologische Zeitschrift 58: 247-253; Stuttgart.
    (darin beschrieben: Holotyp von Arnulfias stapfi )
  • HÖRNSCHEMEYER, T. & STAPF, H. (2001): Review of Blattinopsidae (Protorthoptera) with description of new species from the Lower Permian of Niedermoschel (Germany).-
    N. Jb. Geol. und Paläont. Abh. 221 (1): 81-109; Stuttgart.
    (darin beschrieben: Holotyp von Blattinopsis seberi )
  • HÖRNSCHEMEYER, T. & STAPF, H. (2001): Review of Blattinopsidae (Protorthoptera) with description of new species from the Lower Permian of Niedermoschel (Germany).-
    N. Jb. Geol. und Paläont. Abh. 221 (1): 81-109; Stuttgart.
    (darin beschrieben: Holotyp von Glaphyrophlebia jeckenbachi )
  • HÖRNSCHEMEYER, T. & STAPF, H. (2001): Review of Blattinopsidae (Protorthoptera) with description of new species from the Lower Permian of Niedermoschel (Germany).-
    N. Jb. Geol. und Paläont. Abh. 221 (1): 81-109; Stuttgart.
    (darin beschrieben: Holotyp von Glaphyrophlebia rohwedderi )
  • HÖRNSCHEMEYER, T. & STAPF, H. (2001): Review of Blattinopsidae (Protorthoptera) with description of new species from the Lower Permian of Niedermoschel (Germany).-
    N. Jb. Geol. und Paläont. Abh. 221 (1): 81-109; Stuttgart.
    (darin beschrieben: Holotyp von Glaphyrophlebia arnulfi )
  • HÖRNSCHEMEYER, T. & STAPF, H. (2001): Review of Blattinopsidae (Protorthoptera) with description of new species from the Lower Permian of Niedermoschel (Germany).-
    N. Jb. Geol. und Paläont. Abh. 221 (1): 81-109; Stuttgart.
    (darin beschrieben: Holotyp von Glaphyrophlebia parvavena )
  • REINECKE, T., STAPF, H. & RAISCH, M. (2001): Die Selachier und Chimären des Unteren Meeressandes und Schleichsandes im Mainzer Becken (Rupelium, Unteres Oligozän).- Palaeontos 1: 15-19; Antwerpen.
    (darin beschrieben: Holotyp von Woellsteinia oligocaena )
  • GAUDANT, J. & REICHENBACHER, B. (2005): Hemitrichas stapfi n. sp. (Telostei, Atherinidae) with otoliths in situ from the late Oligocene of the Mainz Basin.-
    Zitteliana, A45: 189-198; München.
    (darin beschrieben: Holotyp von Hemitrichas stapfi )
  • BICKNELL, R.D.C., HECKER, A. & HEYNG, A.M. (2021): New horseshoe crab fossil from Germany demonstrates post-Triassic extinction of Austrolimulidae. – Geological Magazine. 2021:1–11. doi: 10.1017/S0016756820001478.
    (darin beschrieben: Holotyp von Franconiolimulus pochankei )
Arnulfias stapfi, eine nach ihrem Entdecker und Gründer des Museums benannte Eintagsfliege aus dem Perm-Zeitalter.

Arnulfias stapfi, eine nach ihrem Entdecker und Gründer des Museums benannte Eintagsfliege aus dem Perm-Zeitalter.

Außer den Typus-Exemplaren gibt es im Museum noch etliche Fossilien mit besonderer wissenschaftlicher Bedeutung, von denen hier einige Beispiele genannt werden:

Ein Exemplar des Ur-Lurchs Micromelerpeton mit fünf Zehen an seinem vorderen linken Fuß, wurde im Jahr 1967 von dem Paläontologen Dr. Heinz Malz (Senckenberg-Institut Frankfurt) veröffentlicht. Normalerweise haben Amphibien an den hinteren Extremitäten fünf – und an den vorderen Extremitäten nur vier Zehen, im Gegensatz zu Reptilien, die in der Regel sowohl an den Vorder- als auch an den Hinterfüßen fünf Zehen besitzen. Im Laufe der Zeit wurden noch weitere Ur-Lurche mit 5 Zehen an den vorderen Extremitäten entdeckt. Welche Rolle diese „5-fingrigen“ Tiere in der Entwicklungsgeschichte spielten, ist noch unklar.

  • MALZ, H. (1967): “Branchiosaurus”, ein problematisches Ur-amphib aus dem Perm.
    Natur Mus 97(10): 397-406; Frankfurt
  • MALZ, H. (1970): Zur Deutung permischer Ur-Amphibien. Natur Mus 100(10): 430-434; Frankfurt
  • FRÖBISCH, N., WITZMANN, F. & BICKELMANN, C. (2014): Early evolution of limb regeneration in tetrapods: Evidence from a 300-million-year-old amphibian. – DOI: 10.1098/rspb.2014.1550
Foto und Zeichnung © Dr. Ralf Werneburg, Naturkundemuseum Schleusingen

Branchiosaurier-Larven in verschiedenen Altersstadien ermöglichten einen Einblick in die frühe Entwicklung des Knochenskeletts dieser Ur-Lurche.
(Foto und Zeichnung © Dr. Ralf Werneburg, Naturkundemuseum Schleusingen)

  • WERNEBURG, R. (2017): Earliest ‘nursery ground’ of temnospondyl amphibians
    in the Permian. – Semana, 32: 3-42.
Untersuchungen an einer ca. 2 Meter großen permischen Konifere Dicranophyllum brachten neue Erkenntnisse über die Wuchsform dieser außergewöhnlichen Pflanze.</p>
<p>BARTHEL, M. & NOLL, R. (1999): On the growth habit of Dicranophyllum hallei Remy et Remy. – Veröffentlichungen Naturhist. Museum Schleusingen 14: 59-64.

Untersuchungen an einer ca. 2 Meter großen permischen Konifere Dicranophyllum brachten neue Erkenntnisse über die Wuchsform dieser außergewöhnlichen Pflanze.

 BARTHEL, M. & NOLL, R. (1999): On the growth habit of Dicranophyllum hallei Remy et Remy.

Veröffentlichungen Naturhist. Museum Schleusingen 14: 59-64.

Ein kleines Geweih (Höhe ca. 4 cm) aus den rheinhessischen Dinotheriensand

Ein kleines Geweih (Höhe ca. 4 cm) aus den rheinhessischen Dinotheriensand war Auslöser für Untersuchungen mit dem Ergebnis, dass das Alter des Ur-Rheins von 10 Millionen Jahre auf 15 Millionen Jahre angehoben wurde.

  • BÖHME, M., AIGLSTORFER, M., UHL, D. & KULLMER, O. (2012):
    The Antiquity of the Rhine River: Stratigraphic Coverage of the Dinotheriensande (Eppelsheim Formation) of the Mainz Basin (Germany).- PLoS ONE, DOI: 10.1371/0036817

in Arbeit…

Aktuell werden folgende Fossilien wissenschaftlich bearbeitet:

  • 4 Käferfossilien aus dem Rotliegenden werden von Prof. Dr. Rainer Willmann (Universität Göttingen) untersucht.
  • Ein winziges Insekt aus dem Rotliegenden wurde von Prof. Dr. Joachim Haug (Ludwig-Maximilians-Universität München) und Kollegen beschrieben. Eine Veröffentlichung ist in Arbeit.